Kurzer geschichtlicher Überblick, recherchiert von Norbert Strauch im Jahr 1984, veröffentlicht anlässlich des Straßenfestes im Neubaugebiet Stolpstraße am 20. Juni 1984.

Das Gebiet unseres Heimatortes wurde bereits vor etwa 7000 Jahren von einwandernden Menschen besiedelt. Spuren früherer Ansiedlung wurden 1919 bei Lützermiel entdeckt und auf ein Alter von 6000 Jahren geschätzt.

(Kurt Brozio: Lützermiel lag in der Nähe des heutigen Swisttal-Miel, an der Schnittstelle zwischen der B56 von Miel in Richtung Bonn und des Swistbachs; Details hierzu sollen in einer Nachfrage bei Dr. Klaus Grewe vom Rheinisches Landesmuseum Bonn, geklärt und hinzugefügt werden).

Es fanden sich Feuersteinsplitter und Bruchstücke eines Steinbeiles.

Ein Mahlstein einer neolithischen Handmühle aus Mayener Basaltlava wurde in Oberdrees gefunden; er befindet sich im Rheinischen Landesmuseum in Bonn.

Nachdem Cäsar Gallien erobert hatte, wurde der Rhein Grenze des Römischen Reiches. Dabei wurden die damals in unserem Heimatgebiet lebenden Eburonen durch die Römer ausgerottet und es wurden hier die friedlicheren Ubier von der rechten Rheinseite angesiedelt. Reste geschlossener Siedlungen aus römischer Zeit konnten bisher nicht gefunden werden, jedoch wurden Einzelgehöfte in dieser Gegend nachgewiesen.

Römische Straßenbefestigungen und Reste eines römischen Gebäudes fanden sich auch am Speckelstein, wo die Römer wohl einen befestigten Beobachtungsposten zur Sicherung der aus der Eifel nach Köln führenden römischen Wasserleitung unterhielten (specula = Warte).

Die Wasserleitung erreichte östlich von Palmersheim die Oberdreeser Gemarkung und führte dann weiter in westlicher Richtung oberhalb der Bahnlinie, unterquerte den Locher Weg und erreichte über die Flur „Im Rodderfeld“ Rheinbach.

Eine Römerstraße verlief von Niederzier, Sievernich, Großbüllesheim, Essig, Oberdrees, Rheinbach nach Kripp, wo sie auf die alte Aachen-Frankfurter Heerstraße traf. Der südlich unseres Ortes zeitweilig längst der Trasse der ehemaligen römischen Wasserleitung verlaufende Reuterpfad deutet ebenfalls auf die ehemals römische Besiedelung hin. Die Flurbezeichnung Reiter belegt wohl ohne Ausnahme Römerwege und einer der Höfe in der nahebeiliegenden Siedlung Schornbusch trägt noch heute den Namen Römerhof.

Auch das gehäufte Vorkommen von Scherben und vor allem Ziegelbruchstücken in Oberdrees zeigt nachgewiesenermaßen eine teilweise römische Besiedelung unseres Ortes. An diese Funde erinnern die Flurbezeichnungen „Auf der Kannengasse, Am Töppesmaar“ und „An der Mergelkaul“ ebenso wie an die Vermutung, dass hier zu dieser Zeit Keramik- und Töpfereigewerbe ausgeübt wurden.

Nach der Eroberung Kölns durch die Franken im Jahre 355 begann die fränkische Besiedelung unseres Heimatraumes. Die Franken ließen die Steinbauten aus römischer Epoche verfallen und errichteten die ihnen gewohnten Fachwerkbauten. In Oberdrees befinden sich noch heute zahlreiche Gehöfte nach fränkischer Bauart, über die in einer anderen Schrift noch ausführlich berichtet werden soll.

Nach dem Ende der Römerherrschaft gehörte unsere Heimat dem fränkischen Königreich Ripuarien an. Oberdrees lag damals im Zülpichgau, 865 wird es im Bonngau (Dreisa in pago Bunnemsi) genannt. Die Herrschaft der Gaue hatten vom König ernannte Gaugrafen inne, die das weit verstreute Krongut, so auch das einstige Königsgut Oberdrees, verwalteten.

Heute erinnern die Straßennamen Frankenstraße und Odinstraße an die fränkische Besiedelung unseres Ortes.Betrachtet man Oberdrees aus der Vogelperspektive, erkennt man auch heute unschwer, dass es sich bei unserem Dorf um einen so genannten Rundling handelt. Der Ort hat sich ursprünglich um eine Burg bzw. um einen befestigten Gutshof gebildet, dessen Abgrenzungen der heute noch so genannte Burggraben und die Oberdreeser Straße vermuten lassen.

Erstmals urkundlich erwähnt wird das Dorf Dreisa (Oberdrees) in einer Urkunde aus dem Jahre 856. Damals verleiht König Lothar II. einem Vasallen Otbert unter anderem Güter in Oberdrees. In einem Güterverzeichnis der Abtei Prüm aus dem Jahre 893 ist Oberdrees als Dreyse aufgeführt.

Der Name Drees, auch Dreis, Dreyse, Dreisa oder Drieß ist wohl von dem heute noch gebräuchlichen Wort Dreesch oder Driesch, was soviel wie Brachfeld bedeutet, abzuleiten. Die Flurbezeichnung „Am Driesch“ kommt noch heute in unserer Gemarkung vor.

(Brozio: Im Bereich des Oberdreeser Gewerbegebietes, östlich der Mieler Straße, tragen heute die Namen der Bebauungspläne „Im Broich“ und „Am Dorndresch“ die alten Lage- und Flurbezeichnungen).

Da Oberdrees als fränkische Siedlung auf dem Gebiet des merowingisch-karolingischen Königshofes Hockebur (bei Kirchheim) lag, kann man annehmen, dass unser Ort schon zu merowingischer Zeit eine Kirche hatte. Im 7. und 8. Jahrhundert war Aegidius einer der Lieblingsheiligen der Franken.

Die Kirche war mit dem Burghof als Eigenkirche der Herren von Kreisa verbunden und gehörte ihnen nach altem germanischen Recht mit alles Rechten und Einkünften.

Als Besitzer des Kirchenpatronats und des Burghofes wird 1403 Frambach Nyt von Birgell „mit der Hälfte der Herrschaft Drees“ erwähnt. Der Hof wurde 1453 von Johann von Schöneck wahrscheinlich preisgegeben und 1456 wird als Besitzer von der Leyen genannt. Die letzten Patronatsherren waren die Freiherren von Kesselstadt 1732 bis zum Jahre 1800.

Ende des 9. Jahrhunderts wurde unser Heimatgebiet von den Normannen verwüstet und nach der restlosen Zerstörung des Königshofes Hockebur verlegten die Pfalzgrafen ihren Sitz auf den Tomberg. Oberdrees wurde eine der Gerichtsstätten der Tomberger. Ein Oberdreeser Schöffensiegel von 1530 zeigt einen Heiligen mit Bischofsstab, an dem ein Tier in die Höhe springt. Über die Gerichtshoheit konstatiert Bernhard Quad von Landskron in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, dass ihnen zustand: „Gebott und Verbott, Glockenklang, Wassergang, alle Obrigkeit, Hoheit zu Galgen und raderen“, und dass sie die Gerichtshoheit ausgeübt hätten „mit Angriff und Beilegung der Mißthediger, mit execution der peinlichen Urtheilen, durch köpffen, raderen, brennen, außschleifen, glünden Zangen reißen, außgeißelen, Finger abhawen, Kertzen und Stein tragen“.

Der Gerichtsplatz befand sich damaligem Brauch entsprechend außerhalb des Dorfes unmittelbar links der Bundesstraße in Richtung Essig. Der heute noch vorkommende Flurname „Am Gericht“ erinnert an diese Stätte.

Zu dieser Zeit war die verwaltungspolitische Lage in Oberdrees von vier bzw. fünf Herren mit insgesamt sieben Teilen bestimmt, die sich im jeweils ein- oder zweijährigem Turnus in der Herrschaft ablösten. Oberdrees hatte also zu jener Zeit recht oft die Freude, ein neues Staatsoberhaupt begrüßen zu können.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten die Grafen von Satzenhoven Anteil an Oberdrees. In einer Akte vom 28.09.1768 erklärt Maria von Villich, dass ihr „die mittherrschaft und also die Regierung zu Oberdrees ohnstreitig anerfallen“ sei.

Nach einem Vermerk von Pfarrer Nürlings, der von 1743 bis 1797 – also 54 Jahre – Pfarrer in Oberdrees war, wurde das neue Regierungsprogramm am 29.09.1768 von der Kanzel publiziert. Nach diesen Grundsätzen, die eher einer Polizeiordnung glichen, hatten die Untertanen sich zu richten.

Mit der Besetzung der linksrheinischen Rheinlande durch die Franzosen im Jahre 1794 wurden die Lehensverhältnisse durch die französische Gesetzgebung abgeschafft. Die Zerstückelung der adeligen, geistlichen und geschlossenen Bauerngüter sowie die Aufhebung des Zehnten haben wesentlich zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Landbevölkerung beigetragen.

Der Landmann, wenn er am Güterhandel teilnehmen konnte, lebte besser als vordem und wurde zunehmend wohlhabender. Die ärmere Klasse hatte aufgrund der vielen Pachtungen unendlich gelitten.Die erste topographische Aufnahme unseres Heimatgebietes erfolgte ab 1803 unter französischer Verwaltung und wurde in den Jahren 1816 bis 1820 unter dem preußischen Generalmajor Freiherr von Müffling weitergeführt.Die Karte vermittelt einen ausgezeichneten Einblick in die Landschaft um Oberdrees und dürfte für einen weit in kurkölnische Zeit zurückreichenden Zeitraum die örtlichen Verhältnisse und die Bebauung wiedergeben.

Oberdrees hatte im Jahre 1816 lt. Zählung 84 Häuser und 458 Einwohner sowie 846 Morgen Ackerland, 43 Morgen Wiesen, 33 Pferde, 18 Ochsen, 130 Kühe, 230 Schafe, 90 Schweine und 34 Bienenstöcke.

„Gassenkirmes“ in Oberdrees

Jahr für Jahr zieht, wenn er auf einen Sonntag fällt, am 15. August, oder an Sonntag danach, die sogen. „Brandprozession“ in die festlich geschmückte Burgstr. Nach Beendigung des Hochamtes nimmt die Prozession mit dem Hochwürdigsten Gute unter Beteilung aller Gläubigen den vorgeschrieben Weg. In keiner Chronik aber findet sich ein Beweis über den genauen Ursprung dieses Geschehens.

Aus diesem Grunde wurden in allen Klassen die Kinder gebeten, doch einmal zuhause bei den Angehörigen: bei Urgroß- Großeltern, bei Vater und Mutter, bei aus der Gemeinde gezogenen Versandten und Bekannten, kurz bei Allen nachfragen zu wollen, was es eigentlich mit diesem Ereignis auf sich habe. Und siehe da, wie die Bienchen den Honig bei vielen Blüten zusammenholen, so die Kinder! Jedes ließ sich über den Vorgang berichten. Und es dauerte ihnen fast zu lange bis sie in der Katechismusstunde die Einzelheiten abladen und vorbringen konnten. Auf diese Art und Weise konnte doch sehr Vieles klargestellt und für die Zukunft der Chronik anvertraut werden, um es kommenden Geschlechtern weiterzugeben, damit auch sie hingehen und das Gleiche tun!

Am Feste Mariä Himmelfahrt geschah es: Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts; Andere wiederum sagen vor 300 Jahren; der Ursprung des Festes steht also ungefähr fest: Mitten in der Nacht begannen die Kirchenglocken zu läuten und weckten die Bewohner von Oberdrees, mitsamt der Feuerwehr auf. Das Haus Beissel in der Burgstr., im Volksmunde „Gasse“ genannt, war von einem Übeltäter angezündet worden. Schon stand die halbe „Gasse“ in Flammen.

Da man noch keine Wasserleitungen hatte und außerdem ein selten trockenes Jahr war, konnte der Brand nicht so leicht unter Kontrolle gebracht werden. Unter den an der Brandstätte Anwesenden war auch der damalige Pfarrer der Gemeinde. Er sah die eng ineinander geschachtelten Häuser und die Ratlosigkeit der ihm anbefohlenen Gläubigen, und er war sich wohl bewusst, dass das ganze Dorf ein Raub der Flammen werden könne. Da! Was hatte der Priester vor? Die nicht tätigen Zuschauer rief er zusammen und ging mit ihnen in das Gotteshaus. Er ging in die Sakristei, legte sich die Stola um, schloss die Aufbewahrungsstätte des Allerheiligsten auf, nahm die Monstranz heraus und zog in feierlicher Prozession zur Burgstr. Die Monstranz hob er gegen die Feuerstelle zum Segen und sprach laut dabei: „Im Namen den Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!“ Alle umstehenden beteten laut mit. Beim Einzug der nächtlichen Sakramentsprozession in die Kirche ließ plötzlich das Prasseln der Flammen nach und wie von gewaltiger, unsichtbarer Hand mit einem Schlage eingedämmt, war der Brand gelöscht.

Der Brandstifter mit Namen Johann Busen wurde bald darauf gefasst. Auf dem damaligen Gerichtsgelände wurde der Übeltäter an einen Pfahl gebunden, zur Schau gestellt und kurze Zeit darauf öffentlich verbrannt. Der heutige Flurname „Am Gericht“ erinnert an die Stätte. Diese ehemalige Gerichtsgemarkung liegt unmittelbar an der Bundestr, 266 in Richtung auf Kloster Essig zu. Am Gerichtsplatz steht heute eine Feldscheune. An der Gemarkungsgrenze zwischen Oberdrees und Niederdress heißt es heute noch „Am Busenpohl“. Dieser Busenpfahl war eine Steinsäule. Bis vor Kurzem war er zusehen. An diesem Stein wurde jeweils der Vorurteilte bis zur Vollstreckung des Urteils festgebunden. Im Zuge einer Straßenerneuerung vor wenigen Jahren soll der -Stein überbaut, bzw. entfernt, worden sein. (Anm; Wahrscheinlich in den 50er Jahren)

Die Kinder fügen sehr ernst hinzu: „Nach Beendigung des dreißigjährigen Krieges lebten die Bewohner von Oberdrees eine Zeit lang friedlich und erfreuten sich des nunmehr ruhigen und frohen Lebens. Aber dann wurden sie übermütig und ausschweifend. Die Strafe Gottes ließ nicht lange auf sich warten.“

So soll die „Gassenkirmes“ oder auch die Brandprozession die Gemeinde St. Ägidius in Oberdrees Jahr für Jahr daran erinnern, dass der Glaube Ihrer vorfahren „Berge versetzten“ konnte.

Gerade in den jetzigen Tagen darf die lebendige Erinnerung in dieser Sakramentsprozession erinnern an den tiefen Dank, den die Gemeinde Gott, den Allmächtigen für due damalige Errettung aus größter Not zu verdanken hat.

Mit Recht darf man sich aber auch fragen: „Wie steht es mit dem Glauben und der Ehrfurcht im Augenblick, da ebenfalls wieder nach mörderischem Kriege friedvolle Zeiten angebrochen sind? Welchen Weg geht besonders die Jugend? Wird auch sie so erzogen, und vor allen dingen lässt sie sich so erziehen, dass auch kommende Generationen und Geschlechter in Jahren voller Überfluss, aber auch gerade in Zeiten der Not sich immer wieder um das Allerheiligste Sakrament des Altares scharen und die bei Tag und bei Nacht zum ehrfurchtgebietenden Mittelpunkt des Dorfes machen?“

Matthias Th. Distelrath

Pfarrer von Oberdrees.

7.8.1966

Der junge Beethoven vor dem Haus der Familie Dick Originalfoto: P. Heck, Bearbeitung mit KI: A. Ollhoff

Laut dem Buch „Familie Beethoven im kurfürstlichen Bonn“ von Margot Wetzstein besuchte Beethoven mit der Familie Fischer und anderen Musikern im Sommer 1781 auf einer Reise von Flamersheim über Odendorf nach Ahrweiler die Rheinbacher Ortschaft Oberdrees. Hier besuchte er die Familie Dick. Und zwar die Familie Wilhelm Heinrich Dick (* 7.3.1754, + 30.1.1814). Wilhelm Heinrich war der Bruder von Gudula Dick, verh. Rheindorf und Schultheis in Oberdrees.

Ihr gemeinsamer Vater war Johann Jodocus Dick, ebenfalls Schultheis und Schöffe, geb. in Odendorf, geheiratet vor 1737, gest. 2.7.1758 (wie in Anmerkung 354 bei Wetzstein richtig wiedergegeben).

Die Familie lebte in einem heute nicht mehr vorhandenen Gebäude an der Oberdreeser Str. in Oberdrees (Abriss 2015/16 – siehe Denkmäler in Oberdrees).

Dietmar Pertz / Stadtarchiv Rheinbach

Oberdrees um 1808

Aus der Vogelperspektive betrachtet, erkennt man, dass es sich bei unserem Dorf um einen so genannten Rundling handelt.

Der Ort hat sich ursprünglich um eine Burg bzw. um einen befestigten Gutshof gebildet, dessen Abgrenzungen der heute noch so genannte Burggraben und die Oberdreeser Straße vermuten lassen. Die Hauptzufahrt zum Ort Niederdrees ist die heutige Nebenzufahrt.

Oberdrees um 1846

Um diese Zeit hatte Niederdrees eine größere, geschlossenere Ausdehnung (Häuser und Gärten) als Oberdrees.
Oberdrees lag an der alten Heerstraße Frankfurt – Aachen.

Deutlich ist in der Karte bereits der Alleecharakter dieser Straße zu erkennen, ebenso die Zweiteilung des Dorfes.
Das „Oberdorf“ in Drees existierte noch nicht. Das Dorf endete etwa in Höhe der heutigen Gaststätte Dienstknecht (Beißel) bzw. des ehemaligen landwirtschaftlichen Hofes Schneider.

Der Verlauf des Greesgrabens ist deutlich zu erkennen.

Oberdrees um 1893

In knapp 50 Jahren hat sich die Dorffläche von Oberdrees nicht wesentlich vergrößert.
Grees- und Landgraben sind nun beide deutlich zu erkennen.

Im Jahre 1880 war die Eisenbahnstrecke Euskirchen – Bonn in Betrieb genommen worden. Wie zu sehen ist, wurde Oberdrees nicht mit einem Bahnhof bedacht.

Auch heute hält sich noch hartnäckig das Gerücht, dass dies der Dreeser Bauernschaft nicht ungelegen kam, da man befürchtete, die Knechte könnten sich andere und besser bezahlte Arbeit suchen.

Oberdrees um 1938

In den letzten 45 Jahren haben sich einige Veränderungen in Oberdrees ergeben.

1922 hatte die erste Flurbereinigung stattgefunden. Der Friedhof war von der Kirche an seinen heutigen Platz am Ortsrand verlegt worden.
Deutlich zu erkennen ist der Bahndamm, der im Zuge des Aufbaus der strategischen Bahnen vom preußischen Generalstab wenige Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges geplant wurde. Die an Oberdrees vorbeilaufende Bahnstrecke sollte Neuss über Rommerskirchen, Bergheim, Horrem, Liblar und Rheinbach nach Dernau an der Ahr verbinden.

Südlich des Dorfes sind Gruben zu sehen, aus denen Sand und Kies gewonnen wurde. Im Oberdreeser Sprachgebrauch handelt es sich um „Sandkuhle“.
Das sogenannte Oberdorf (Frankenstraße) formt sich aus.

Oberdrees um 1953

Südlich der Bahnstrecke Euskirchen – Bonn ist ein Fußballplatz angelegt worden.
Im Verlauf der Schulstraße in Richtung Friedhof prägt sich nach rechts die Siedlung aus.
Im Bereich der heutigen Straße Schonbusch gibt es erste Nutzungen als Gärten oder Plantagen.

Oberdrees um 1965

Die Kiesgrube direkt am Ortsrand südlich des Hauses der Familie Mahlberg ist zwischenzeitlich mit Müll und Kriegsschrott verfüllt.
Darauf wurde der neue Sportplatz gebaut, der 1960 eingeweiht werden konnte. Der alte Sportplatz wurde aufgegeben.
Die weiteren Kiesgruben werden nun ebenfalls als Müllhalden genutzt und verfüllt.

Die sogenannte Siedlung (Stolpstraße und Rotterpfad) ist bebaut. Auf der Straße Schornbusch beginnt ebenfalls die Bebauung mit Wohnhäusern. Die Bebauung am Locher Weg dehnt sich Richtung Bahnlinie aus.

Auf der Bundesstraße befindet sich links neben der Gaststätte Bauerfeind eine Tankstelle. In Richtung Niederdrees ist das Gebäude der Raiffeisen-Bank zu erkennen.

Oberdrees um 1970

An der Straße „Im Broich“ hat der Bund ein Gebäude errichtet; das sogenannte Kartenlager.
Die große Feldscheune der Familie Castenholz an der Ecke Greesgraben/Rotterpfad steht noch.
Am oberen rechten Bildrand ist die Trasse der geplanten Autobahn A61 zu erkennen.

Oberdrees um 1975

Zwischen Niederdrees und Oberdrees hat sich die Fa. Vollmar angesiedelt. Umgangssprachlich: „Die Kerzenfabrik“.

Die Kiesgruben sind verfüllt und als Weideland genutzt bzw. gegenüber dem Schützenhaus mit Bäumen bepflanzt.
Die Autobahn ist fertig gestellt und der Bahndamm ist zurück gebaut worden.

Oberdrees um 1985

Die Straße Schornbusch ist nun beidseitig bebaut.
Nach der Flurbereinigung ist die Trasse des ehemaligen Bahndammes verschwunden. Die Grundstücke an der Marienstraße sind teilweise in Erbpacht bebaut worden.
Die Stolpstraße wurde in südlicher Richtung verlängert und ein neues Wohngebiet ist entstanden. Es handelt sich dabei ebenfalls um Erbpachtgrundstücke. Wegen der farblichen Pflasterung entsteht der sogenannte „Rote Platz“.
Die innerdörfliche Bebauung der Aegidiusstraße – Kannengasse – Annastraße – Hüllengarten und Freislebenstraße ist fortgeschritten.
Die Firma Vollmar erweiterte sich erheblich.
Die Straße „Greesgraben“ wurde durch einen Stichstraße in Richtung der Schule erweitert.
Der Greesgraben wurde umgeleitet und verläuft nun östlich des Dorfes.
Die ehemalige Trasse entlang der Schulstraße von der Ecke Rotterpfad bis zur Bundesstraße bildet nun den Park- und den Grünstreifen.
Die neue Gerätehalle Castenholz ist entstanden.

Oberdrees um 1998

Nun haben auch die Bauern Kleefuß und Willkens größere Hallen errichtet.
Die Fa. Vollmar wurde neuerlich erweitert.
An der Straße „Im Broich“ ist ein kleines Industriegebiet entstanden.
Im Bereich der Dorfmitte ist die letzte Freifläche einer Weide zum Baugebiet erklärt worden.
Die neue Straße trägt den Namen: „Auf dem Berggarten“
Das Karnevalswagenbauwerk Nr. 3 ist in Form einer Halle errichtet worden.

Oberdrees um 2006

Die ausgewiesenen Bauplätze sind fast ausnahmslos bebaut.
Nur noch wenige Baulücken sind vorhanden.
Die Fa. Vollmar expandierte erneut.
Dazu war es notwendig den Verlauf des Landgrabens im Mündungsbereich zum Rotterbach zu ändern.
Auch wurde der Verlauf der Straße „Im Broich“ begradigt.

Übersichtskarte der Stadt Rheinbach, Sachgebiet Bauverwaltung, Liegenschaften Denkmalschutz

Hier sehen sie eine Übersicht aller Baudenkmäler in Oberdrees. Einige Bauten gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Viele dieser Denkmäler sind seit 2014 mit Tafeln versehen, die die Geschichte des Baus erzählen. Für Geschichtsinteressierte lohnt sich ein kleiner Sparziergang durch unser Dorf.

Baudenkmäler und Beschreibung – Download

Für Rückfragen steht Kurt Brozio gerne zur Verfügung:
Mail: kurt.brozio@t-online.de
Telefon: 0 22 26 / 12 694

In folgenden YouTube-Beitrag der Firma IngenieurTeam2 sehen sie die Vermessung der ehemaligen Hofanlage Oberdreeser Str. 35, die 2014 kurz vor dem Abriss via 3D-Laserscanning komplett erfasst wurde. Eine schriftliche Dokumentation finden Sie in dem Link Baudokumentation LVR ab Seite 73.

Denkmalpflege: Tatort Oberdrees

Baudokumentation LVR

Quelle: Stadtarchiv Rheinbach

Klapperjungen in Oberdrees, aufgenommen 1940 von einem im Dorf stationierten Soldaten. Das Haus in der Mitte steht heute noch. Hinter der Tür unten rechts befand sich der Raum für die Feuerwehrspritze. Links das später abgerissene Haus Trimborn oder noch früher Grevenhof genannt. Hier befindet sich heute in etwa die Einfahrt zur Aegidiusstraße.

Klappern gehört zu Ostern

Auch in Rheinbach und seinen Ortschaften wurde früher und wird zum Teil auch heute noch zu Ostern geklappert. Hintergrund ist das Verstummen der Kirchenglocken von Gründonnerstag bis einschließlich Karsamstag als Ausdruck der Trauer um die Passion Christi. Eine Redensart besagt, in dieser Zeit wären die Glocken auf „Romreise“, um vom Papst gesegnet zu werden.

An Stelle der Glocken gehen an diesen Tagen Kinder durch den Ort, um mit Hammerklappern oder Ratschen zumeist dreimal am Tag, also morgens, mittags und abends, das Glockengeläut durch Lärmen zu ersetzen.

Auch heute wird in Oberdrees das traditionelle Klappern organisiert und durchgeführt.

Die Rheinbacher Bürger beweinten noch die Opfer des „Schwarzen Tages“, da hagelte es erneut Bomben auf die Stadt – Auch die umliegenden Dörfer blieben nicht verschont

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Eine Million Soldaten rückten vor (ga.de)

Weshalb heißt das Neubaugebiet „Am alten Bahndamm“?

Auf den historischen Karten der Jahre 1938 bis 1970 ist noch deutlich der Bahndamm zu erkennen, der unmittelbar am Ortsrand von Oberdrees entlanglief.

Für den Bau der Autobahn A 61 wurde die Erdmasse des Bahndammes abgebaggert und an den Brücken aufgeschüttet und bilden jetzt die Auf- und Abfahrrampen zu den Autobahnbrücken.

Nach der Flurbereinigung ist die alte Dammtrasse verschwunden.

Rund 40 Jahre querte diese Bahndammbrücke die Straße zwischen Oberdrees und Rheinbach. 1959 wurde die Brücke abgerissen. Das Foto entstand im April 1940, als deutsche Truppen Richtung Westen zogen.

Aber wieso hat es den Bahndamm überhaupt gegeben?

Der Bahndamm war Teil der sogenannten „Strategischen Bahn“ die von den preußischen Militärs noch vor dem Ersten Weltkrieg aus strategischem Grund zur Kriegsführung geplant wurde.

Schon in den Anfangsjahren der Eisenbahn betrachteten die Militärs dieses neue Verkehrsmittel mit Argwohn. Sie befürchteten, die Bahn könnte in die Hände des Gegners fallen, der damit ein bequemes Transportmittel hätte. Was für die Verteidigung bedeutet hätte, wagten sie sich nicht auszudenken. So schauten bei den Genehmigungsverfahren für neue Strecken in Berlin nicht nur die Ministerialen des Innenministeriums in die Akten der damals noch privaten Gesellschaften, auch der Generalstab hatte ein gewichtiges Wort mitzureden.

Die Militärs erkannten später aber auch für sich den strategischen Nutzen der Eisenbahn für den Transport von Truppen und Material. Zu diesem Umdenkungsprozeß hatten der Krieg 1870/71 und Erfahrungen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg den Ausschlag gegeben.

So entstand bei den preußischen Generalstäblern wenige Jahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges der Plan für eine besonders leistungsfähige, „strategische Bahn“. Sie sollte – ohne Köln zu berühren – linksrheinisch das Rhein-Ruhr-Gebiet mit dem lothringischen Industrierevier verbinden.

Vorgesehen war eine Strecke von Neuss über Rommerskirchen, Bergheim, Horrem, Liblar und Rheinbach nach Dernau an der Ahr.

Doch dann kam alles anders: Das Kriegsende und der Versailler Vertrag bedeuteten das Aus für die Bahn. Ein herber Schlag, denn auf der Strecke von der Ahr bis Liblar waren schon beachtliche bauliche Vorleistungen erbracht worden.

Heute noch sind Einschnitte, Dammaufschüttungen, Brückenbauwerke und Tunnel vorhanden. Die Bürger machten aus der Not eine Tugend und nutzten die Vorgaben der gescheiterten Bahnbauer. In den Tunnels züchteten sie Champignons, an den Dämmen wurden Rebstöcke gepflanzt und ein Teil der Trasse wurde als Radwanderweg und Straße ausgebaut. Die Erfttalstraße liegt zum Teil auch auf dieser Trasse.

Quelle: Stadtarchiv Rheinbach